
Im März 2011 wählten die Haitianer ihren neuen Präsidenten: Michel Martelly hat sich als Schlagersänger einen Namen gemacht, nicht als Politiker. Dem 50-Jährigen steht eine Sisyphusarbeit bevor: Haiti ist zwei Jahre nach dem vernichtenden Erdbeben und einer Cholera-Epidemie noch immer zerstört. Keiner weiß so recht, wie Sweet Micky, wie ihn seine Anhänger nennen, das bereits vor den Naturkatastrophen ärmste und korrupteste Land der westlichen Hemisphäre grundsanieren will, ohne funktionierende Ministerien und Behörden. (...)
Immerhin hat Martelly erkannt, dass die erdrückende Armut in dem Karibikland viel mit dem desolaten Schulwesen in seiner Heimat zu tun hat. Er wolle allen Kindern eine kostenlose Schulbildung garantieren, versprach er bei seiner Wahl. Ein Schritt in die richtige Richtung. Die öffentlichen Schulen sind aber überfüllt, in den Klassen sitzen häufig 80 Schüler. Theoretisch sind die staatlichen Schulen gratis, in der Praxis verlangen aber auch sie Gebühren für Schulspeisung, Uniform und Material. Viele Eltern können sich das nicht leisten." Sie lassen ihre Kinder lieber zu Hause oder schicken sie "arbeiten", machen sie damit faktisch zu Straßenkindern, ohne Perspektive.

Der uns von seinem Besuch im Schulzentrum bekannte Pater Stra baut aktuell das Straßenkinderprojekt „Lakay Cap“ in Cap Haitien weiter aus. Es entseht ein neuer Gebäudekomplex für das Projekt, welches dem in Port-au-Prince ähnlich sein wird. Mit unserem Spendengeld unterstützen wir das Vorhaben von Pater Stra in Cap Haitien.
Rainer Hogrebe